Übersicht über Brandschutzlösungen

Die Anforderungen an den vorbeugenden baulichen Brandschutz in Müllverbrennungs- und Recyclinganlagen sind ganz speziell. 

Die Problematik: Brände sind schwer zu detektieren und aufgrund der hohen Brandlast schwierig zu bekämpfen, weshalb sie meist einen zeit- und kostenintensiven Feuerwehreinsatz nach sich ziehen und schnell hohe Schäden verursachen können.

Eine wichtige Basis für den Brandschutz bilden bauliche Maßnahmen, um im Brandfall ein rasches Übergreifen der Flammen auf Bearbeitungsmaschinen oder angrenzende Produktionsbetriebe zu verhindern. So kann erheblichen Sachschäden vorgebeugt und Ausfallzeiten verhindert werden.

Bauliche Maßnahmen sind:

  • Lagerung von Recyclingmaterialien in außen liegenden Halden oder separaten Hallen mit ausreichend Abstand zur Verarbeitungs- und Produktionshallen
  • Unterteilung der Lager durch Brandwände in Brandabschnitte. Die Größe dieser Lagerabschnitte ist abhängig vom gelagerten Material sowie dem Lagerort und wird in den einzelnen Vorschriften und Richtlinien geregelt.

Aufgrund der spezifischen Risiken wie der hohen Brandlast, schnellen Abbrandgeschwindigkeit und damit verbundenen extremen Wärme- und Rauchentwicklung muss die Branderkennung und –bekämpfung äußerst zeitnah erfolgen. Daher spielt neben dem baulichen auch der anlagentechnische Brandschutz eine bedeutende Rolle.

Anlagentechnische Lösungen sind:

  • Manuell oder per Fernsteuerung auszurichtenden Löschmonitore (das sind fest montierte, dreh- und schwenkbare Wasserwerfer, deren Reichweite je nach Typ bis zu 65 Metern beträgt) zur zielgerichteten Bekämpfung und Kontrolle der Zündquelle
  • Brandmeldeanlage zur Detektion von Brandherden und zum automatischen Auslösen der Löschanlage
  • Automatisch auslösende Sprinkler- oder Sprühwasserlöschanlagen in Gebäudebereichen
  • Ggf. Zusatz von filmbildenden Löschmittel zum Löschwasser (abhängig vom zu verarbeiteten Recyclingmaterial, notwendig z.B. bei wasserabweisenden Sekundärrohstoffen wie Kunststoffen)
  • Objektlöschanlagen für verfahrenstechnische Einrichtungen, wie z.B. Wassernebel-Löschanlagen im Maschinenbereich
  • Funkenlöschanlagen in den Verarbeitungsmaschinen
  • Flammenmelder sowie Sprühwasser- oder Feinsprüh-Löschanlagen zur Brandgefahrvermeidung durch sich entzündende Hydraulik- und Thermoöle in sogenannten Agglomerieranlagen am Ende des Recyclingpozesses
  • Spezielle Lösungen, wie z. B. Inertgas-Löschanlagen mit Argon oder Stickstoff bzw. Kohlendioxid-Löschanlagen für sämtliche Bereiche, in denen Elektrizität eine tragende Rolle spielt, wie Serverräume, Schaltanlagen, Leitstände, Elektroräume oder Verwaltungsgebäude zum Schutz der hochwertigen und sensiblen Einrichtung

 

Ergänzende Maßnahmen zur manuellen Brandbekämpfung

  • Ausreichende Anzahl geeigneter Feuerlöscher (ABC-Pulver, CO2, Schaum / Wasser)
  • Wandhydranten in Bereichen mit zu erwartender schneller und großflächiger Brandausbreitung, evtl. mit Schaumzumischung

 

Besonderheiten in Müllverbrennungsanlagen

Als Herzstück der Müllbeförderung ist der Bunkerkran gleichzeitig ein wichtiges Hilfsmittel bei der Brandbekämpfung. Ein aufmerksamer Kranführer kann – u. a. mithilfe von technischen Hilfssystemen wie Wärmesensoren, Infrarotkameras und automatischer Temperaturmessung – nicht nur einen Brand frühzeitig erkennen, sondern aktiv in die Bekämpfung eingreifen, indem er mit seinem Kran das detektierte Glutnest aufnimmt und der regulären Verbrennung zuführt. Daher müssen der Kran sowie dessen Antriebe und Schleppkabel mittels (Sprüh-)Wasserlöschanlagen unbedingt vor Schäden geschützt werden.

Für den Brandschutz des Bunkerkranes werden üblicherweise folgende Wasserlöschanlagen vorgesehen:

  • Schutz der Kranparkpositionen über Wasserschleier oder Deckenschutz
  • Schutz der Kranschleppkabel über die gesamte Bunkerlänge

 

Organisatorische Brandschutzmaßnahmen

  • Verbot von offenem Feuer (z. B. Rauchen) auf dem kompletten Gelände
  • Systematische Materialkontrollen bei der Anlieferung und vor der maschinellen Bearbeitung, um potenzielle Brandgefährdungen durch Fremdkörper auszuschließen
  • Lagerorganisation: Lagergut nach Brandgefährdung/Brandlast abwechselnd lagern
  • Vorgeschriebene Sicherheitsabstände zwischen Lagerbereichen, Materialien, Gebäuden etc. immer einhalten
  • Kontinuierliche Pflege der Maschinen, um Defekten vorzubeugen und entstehende Gefahrenpotenziale frühzeitig zu eliminieren
  • Vorbeugende Instandhaltung sowie Kontrolle der Anlagen und sämtlicher Betriebseinrichtungen
  • Systematische Kontrollgänge durch alle Bereiche in regelmäßigen Abständen
  • Einrichten eines Wachdienstes außerhalb der Betriebszeiten
  • Betriebsinterne Aus- und Weiterbildung sowie regelmäßige Feuerwehr- bzw. Notfallübungen
  • Mittels Schulungen, Wissensforen oder Kongressen über den aktuellen Stand der Brandschutz- und Überwachungstechnik informiert bleiben

 

Ein umfassendes Brandschutzkonzept muss individuell auf die jeweiligen Anforderungen angepasst werden. Automatische Brandfrüherkennungssysteme und perfekt angepasste Löschanlagen können Gefahren minimieren und in den meisten Fällen wirklich große Schäden verhindern.